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Glossar






Fotos © Copyright:
O. Rapp
















































































































































































































































































































































































 













Glossar Glas und Glasperlen
- deutsche Termini -


    


Regenbogenglas










 

Achatglas: farbig gebändertes Glas, das den Halbedelstein Achat imitieren soll.
Alexandrit: (auch Alexandrin) Glasfarbe aus seltenen Erden geschmolzen, benannt nach dem Edelstein, der je nach Beleuchtung die Farbe ändert. In Bezug auf das farbgebende Oxid (Neodymoxid) spricht man auch von Neodym-Glas. Der Farbwechsel beruht
auf der Eigenschaft des Glases, kein gelbes Licht
durchzulassen. Je nach Verhältnis des blauen zum roten Anteil des Lichtes bzw. der Lichttemperatur erscheint das Glas dann violett oder blau.  Brüder im Geiste sind die seltenen Heliolit- und Royalit-Gläser, die ebenfalls  von den Hessenglaswerken hergestellt wurden.

Parfümflakon alexandrit, Design: Franz Burkert, Kristallglas GmbH Oberursel
Flakon alexandrit
handgeschliffen
Design: Franz Burkert
Kristallglas GmbH, Oberursel

Annagelb: Farbe des gelblich getönten Uranglases, von Josef Riedel nach seiner Frau benannt. Annagrün: Farbe des grünlich getönten Uranglases, von Josef Riedel nach seiner Frau benannt.
Antimon: ergibt als Beimischung zum Gemenge gelbgetöntes Glas.         
Aventuringlas: Glas mit eingeschlossenen Kupferflittern.


Beinglas: durch Zusatz von Knochenasche erzeugtes opakweißes Glas.  Bissel: Halbfertigprodukt für die Herstellung von Coupé-, Schmelz- und Rocaillesperlen, das gewonnen wird in dem hohle Stengel in kleine Teilchen (Hackebissel), geschnitten oder gesprengt (Sprengperle) werden.
Bleikristallglas: Bei der B. genannten Sorte Glas ersetzt man die lange üblichen Erdalkalien wie Calciumoxid durch Bleioxid. Der Anteil für echtes Bleikristallglas muss dabei mindestens 24 % betragen. Geschliffenes Bleiglas wird oft auch als Bleikristall bezeichnet. Bleikristallglas ist auch in dickwandigen Gefäßen klar und lässt sich gut schleifen.
Bornl: tropfenförmige Perle mit wabenförmigen Facetten und runder Grundform.
Braunstein, eisenhaltiger: ergibt als Beimischung zum Gemenge violettgetöntes bis schwarzgetöntes Glas.


Chamäleonglas: siehe Lithyalinglas. Charlotte: sehr kleine Rocailleperle.
Coupéperle: ein hohles Glasstengelchen wird zuerst mit der Maschine - früher mit der Handrade - in kleine Teilchen (Bissel) zerschnitten, worauf dann die Rondierung und Abschmelzung dieser Teilchen erfolgt. Die Dekorierung der Schmelzperle geschieht dadurch, dass sie mit einem Luster oder mit dem sogenannten "Iris" in Zinnsalzdämpfen überzogen wird.


Dekorierung des fertigen Glases: kann in heißem und kaltem Zustand erfolgen. Ist die Glasmasse noch warm, kann sie mit Holzstäben, Streich- und Zwackeisen gedellt, gekniffen, gewellt werden; mit Wasser kann sie abgeschreckt werden (Eisglas), so dass sie an der Oberfläche wie gebrochenes Eis aussieht; farblose oder farbige Glasfäden können aufgeschmolzen werden. Durch Dämpfe kann die Oberfläche chemisch verändert werden. In kaltem Zustand kann Glas mit farbiger Email-, Lack-, Schwarzlot-, Gold und Silbermalerei verziert werden. Außerdem kann es geschliffen, geschnitten, punktiert, gerissen und geätzt werden.
Diamantine: Glasdiamantine.
Diamantriss: Mit einem Diamanten, der einem griffelähnlichem Werkzeug vorn eingesetzt ist, werden dem Glas Muster eingeritzt.
Doppelschmelz: zweimal polierte Perle.
drücken: herstellen von zumeist kleineren Glasobjekten, indem halbflüssige Glasmasse in eine Stahl- oder Nickelform gepresst wird.
Drücker (Dialektbez. Dröker): Sammelbezeichnung für Arbeiter, die die verschiedenen Formen des Glasdrückens (Lampendruck bzw. Ofendruck) ausüben.
Druckhütte: Werkstatt, in der mindestens ein Arbeitsplatz an einem Druckofen vorhanden ist. Die Bezeichnung wird in Abgrenzung zur (Glas-) Hütte verwendet. Dort, wo keine Glashütte am Ort ist, auch einfach als "Hütte" bezeichnet.
Druckperle: wird in ähnlicher Weise wie die Knöpfe aus dem massiven Glasstengel gedrückt, wobei zugleich ein Fädelloch gestochen wird.
Druckstange: Stangenglas, von dem mittels Druckzange Perlen, Knöpfe etc. abgedrückt werden.



Echtgoldperle: Hohlperle aus Kristallglas geblasen und dann an der Innenseite mit einem Überzug (Spiegel) aus echtem Gold versehen.
Einmalen: Technik des Farbauftrags auf der Innenwand von Hohlperlen bzw. Bisserl.
Einmalperle: Hohlperlen bzw. Bisserl, die von innen mit Farbe eingemalt sind.
Einzieher: färbt Glasröhren durch Einziehen von Farbe oder metallischen Lösungen (meist Silber).
Eisenoxid: ergibt als Beimischung zum Gemenge Glas in hellem Gelb, Grün oder Braunrot.
Eisglas: unmittelbar nach der Formgebung abgeschrecktes oder in feinen Glassplittern gewälztes Glas, das vielfach geborstenem Eis ähnelt.
Emailbemaltes Glas: Emailfarben bestehen aus Farbkörpern (Metallen oder Metalloxyden) und einem Flussmittel (Quarz oder Pottasche). Diese werden zerrieben und mit einem Bindemittel angedickt.



Facettieren: dekorativer, meist geometrischer Oberflächenschliff.
Fadendekor: vorwiegend zwei Ausführungen:
1. fein "wie ein Faden" ausgezogenes Glas wird um die Glaswandung (Bauch, Hals oder Öffnungsrand) als Dekor oder zur Verstärkung gelegt.
2. weiße oder farbige Glasfäden werden ggf. netzartig in eine durchsichtige Glasmasse eingebettet. "Filigrangläser" sind seit dem 16. Jahrhundert bekannt.

Feather Bead: spitzig auslaufende olivenförmige Lampenperle. Auf den monochromen Korpus wird ein dünner Glasfaden aufgelegt und mit einem kammähnlichen Werkzeug verzogen, so dass mehrere parallele, leicht geschwungene Linien entstehen, die wie Blattrispen oder Federäste aussehen.
Feuerpolieren: Polieren durch Erhitzen im Feuer (Schmelz).
Filigranglas: Entseht durch Einbetten von Glasfäden in die Glasmasse (bekannt seit dem 16. Jahrhundert).
Flissl: (mundartl. Gablonz) facettierte, im Seitenstich längs gestochene Schmucksteine.


Gebindl: (mundartl. Ganblonz) Lieferform für Stangenglas, ca 20 kg, Stengl mit gedrehtem Strohseil zusammengebunden.
Gemenge: Gemisch zum Glasschmelzen, bzw. die Rezeptur des Gemisches.
Gelbbeize: Massives transparentes Gelb ist eine Problemfarbe beim Glas und gelang nur selten. Seit etwa 1810 nutzte man ein Verfahren in der Hohlglasveredelung, bei dem der Maler Silberoxyd oder -chlorid mit einer neutralen Trägersubstanz (z.B. rotem Ocker) zu feinem Pulver zerreibt. Den mit Wasser angerührten Brei streicht man mit dem Pinsel gleichmäßig (damit keine Flecken entstehen) auf das Hohlglas oder Teile davon. Nach dem Trocknen  "brennt" er das Glas im Muffelofen, lässt es abkühlen und bürstet die trockene Breischicht ab. Darunter kommt gelbes Glas zum Vorschein. Siehe auch "Rubin- oder Rotätze".

Ranfftbecher der Fa. Wittig in Hadamar
Becher der Fa. Wittig in Hadamar mit Gelbbeize,
handgeschliffen und graviert (Rohglas: Hessenglas)


Geschmirgelte Perle: gedrückte Perle aus einer fein geschmirgelten Druckform, so dass eine glänzende Oberfläche entsteht. Glasdiamantine: Glasflitter, Glasstaub.
Glasdrücker: siehe "Drücker".
Glasfluß oder Glaspaste: Leicht flüssiges bleireiches Kaliglas, das mit Metalloxyden gefärbt ist.
Glasformung: Für "in Form" geblasenes oder gepresstes Glas benutzt man zwei- oder mehrteilige Negativformen, die aus gebranntem Ton, Holz oder Metall bestehen können. Nach Erkalten und Entformen des Glases setzt man dem Gefäß Henkel, Füße und evtl. Dekorierungen an (vgl. auch "Dekorierung").
Glasposten: Glasmenge, die zur Formgebung aus dem "Hafen" entnommen wird.
Glassatz: vgl. "Gemenge".
Glasstengel: Halbfertigprodukt für die Herstellung von "Bissel".
Goldlösung: ergibt als Beimischung zum "Gemenge" rubinrotes Glas.
Goldmalerei: Der Glaswandung kann Gold aufgetragen werden.
1. auf "kaltem" Wege (d.h. ohne Erhitzung) in Form von Blattgold auf Bindemitteln /Firnis, Leim) oder vergoldeten Emailfarben, die als Relief aufliegen. Nach Auftrag wird der Golddekor mit einem Achat poliert.
2. durch sog. "Feuervergoldung", bei der mit Terpentin oder Öl angeriebenes Goldpulver oder eine Lösung von Schwefelgold und -balsam eingebrannt werden. Letztere ergibt bereits nach dem Brand ohne Polierung einen Hochglanz.
Um die Haltbarkeit der Goldmalerei zu erhöhen, kann sie mit einer Lack- oder Glasschicht überzogen werden.

Parfümflasche der Kristallglas GmbH Oberursel, Kristallglas handgeschliffen mit Gelbbeize und Goldbemalung, Design: Franz Burkert
Parfümflasche handgeschliffen
mit Gelbbeize und Goldbemalung
Design: Franz Burkert, Kristallglas GmbH
(Rohglas: Hessenglas)


Gravur: siehe Schnitt.
Gürtlerei: Im Kontext der Gablonzer Industrie die Erzeugung von Bijouteriewaren. Allgemein bezeichnet G. die Verarbeitung von Werkstoffen wie Messing, Kupfer oder Aluminium zu Schmuck, Kleidungsacessoires (Gürtelschnallen), Lampen, Möbel und Industrieteilen. 1998 zählt die G. zum Berufsbild des Metallbildners.


Hackebissel: kleine Stifte bzw. Perlen, die durch Hacken von dünnen Glasröhren gefertigt werden (vgl. auch "Bissel"). Hafen: Ton- oder Schamottgefäß im Glasofen, in dem die flüssige Glasmasse gewonnen wird bzw. zur Bearbeitung flüssig gehalten wird.

Einsatzhafen und Gemenge
(Einsatz-) Hafen und Gemenge

Handrade: dient dem manuellen Schneiden der "Bissel" aus den Glasstängelchen.
Heliolit-Glas: Glasfarbe aus seltenen Erden geschmolzen.  Farbgebend ist das Praseodymoxid; Helilolit hat die Eigenschaft, je nach Lichttemperatur die Farbe von "feurig leuchtend apricot" (Hessenglas) bzw. "sandfarben" (Moser) zu grün zu wechseln.


Heliolit-Glas der Hessenglaswerke    Heliolit-Glas der Hessenglaswerke bei 7.000 Kelvin Lichttemperatur
Farbveränderung des Hessenglas-Heliolit


Brüder im Geiste sind die seltenen Alexandrit- und Royalit-Gläser, die ebenfalls  von den Hessenglaswerken hergestellt wurden.
Hohlglas: Mit dem Mund geblasenes oder maschinell hergestelltes Glas, das Hohlformen bildet. Hohlschnürltechnik: Hergestellt wird eine zylindrische Form, welche vom Boden her mit freistehenden Stahlstiften versehen ist. Die Stifte müssen gerade soweit voneinander entfernt liegen, dass sich beim Einblasen des Innenglases dieses gerade noch an den äusseren Glaszylinder anblasen kann. Ein vorgefertigter Glaszylinder wird in Kühltemperatur zwischen die Außenwandung der Stahlform und den freistehenden Stiften eingelegt. Anschließend wird das (Hohl)Glas in den ganzen Holhlraum so fest eingeblasen, dass dieses, die stehenden Stifte umschließend, sich gerade noch  an den vorgefertigten Glaszylinder anbläst. Sodann wird entweder das ganze Glasstück, jetzt doppelwandig mit hohlen Zwischenräumen, aus der Form gezogen und im Ofen oder einer Trommel gewärmt. Der Glaszylinder und die innere Form werden zusammen verschlossen. Von diesem Zeitpunkt an sind die Hohlräume verschlossen und es kann weiteres Glas zur weiteren Formgebung aufgenommen oder eingeblasen werden.


Vase mit Hohlschnürltechnik der Hessen-Glaswerke     Detail Gangkofner-Vase mit Hohlschnürltechnik
Vase mit Hohlschnürltechnik
Design: Prof. Aloys F. Gangkofner
Hessen-Glaswerke, Oberursel


Hüttentechniken: Alle Verfahren der Formgebung am heißen Glas, also vor dem Ofen. Hyalithglas: (griechisch: hyalos = Glas) Fast schwarz wirkendes, tief dunkelfarbiges sog. Steinglas, mit dem Halbedelsteine nachgeahmt werden sollten. Es enthält Zusätze von Lava, Basalt, Hochofenschlacke und Metalloxyden,


Irisierung: metallische Beschichtung der Glasoberfäche durch Aufdampfen von Metallsalzen oder -oxyden.
Jadeglas: siehe Opalglas


Kalknatronglas: älteste Glasart (Kieselsäure, Kalk und als Flussmittel Natron oder Soda).
Kaltbemaltes Glas: mit Lack- und Ölfarben bemaltes Glas, wenig haltbar, selten verwendet.
Kappl: zweiteilige Metallform (obere und niedere K.) im Glasdruck.
Kelchglas: Weinglas ähnlich einem Pokal, nur mit meist spitz heruntergezogener "Kuppa" und ohne Deckel.
Kernl: eine von oben gestochene runde Perle.
Kletzl: walzenförmige, im Seitenstich längs gestochene Perle.
Knochenasche: ergibt als Beimischung zum Gemenge bzw. Glasschmelz eine weiße Trübung des Glases.
Kobalt: ergibt Beimischung zum Gemenge blaugetöntes Glas.
Komposit oder Kompositglas: Spezialgläser, die sich durch besondere Farben oder andere Materialeigenschaften auszeichnen. Sie werden in speziellen kleinen Glashafen erschmolzen, die nach oben geschlossen sind, um Verunreinigungen zu vermeiden.
Kristallglas: gewinnt man durch Zusatz von Bleioxyd (Mennige) zur Glasmasse. Eignet sich gut für Schliff, Schnitt und Diamantriss. Seit dem 17. Jahrhundert besonders in Böhmen produziert.
Kugler: Hohlglasveredler / Hohlglasfeinschleifer.
Kupfer: ergibt als Beimischung zum Gemenge Glas in einem opaken Blutrot.
Kupferoxyd: ergibt als Beimischung zum Gemenge blaugetöntes Glas. Kuppa: (lat. cuppa = Kopf) Oberer Teil eines Trinkglases, der von Stiel und Fuß getragen wird.


Lampe: Bis Ende des 19. Jh. ein mit Talg, Brennöl oder Petroleum gefeuerter kleiner Tischbrenner. Seit Ende des 19. Jh. hat sich die Gasbefeuerung durchgesetzt.
Lampendruck: Technik, bei der über der Lampe dünne Glasstengel erhitzt und in Metallformen gepresset werden.
Lampendrücker: Arbeiter, der (meist in Heimarbeit) über der Lampe dünne Glasstengel erhitzt und in Metallformen presst.
Laufgang: meist hölzerner Anbau an eine Glashütte, in dem Stangenglas freihändig ausgezogen wird.

Carlshuette in Josefsthal ca. 1940 mit Laufgang für Stangenglas
Carlshütte in Josefsthal vor 1940 mit Laufgang
für Stangenglas (vorne rechts)

Der Zieher musste "springen", man nannte ihn "den Springer"; später bekam er ein Fahrrad. Damit das Glas nicht vorzeitig erkaltete mußte das Ziehen der "Stengl" schnell und gleichmäßig erfolgen.
Lithyalinglas: ein in der Masse marmoriertes Glas, das halbedelsteine imitieren soll. 1828 von Fridrich Egermann (1777-1864) erfunden, der es auch Chamäleonglas nannte, wegen vielfältiger Möglichkeit der Variierung von Farben und Tönen, besonders in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Gebrauch.


Metallisierte Hohlperle: eine frei oder in Form geblasene, innen mit einem Überzug von salpetersaurem Silber versehene Perle. Die metallisierte Hohlperle wird aus farbigen, seltener aus weißen Glasstengelchen hergestellt und mit einem Silbereinzug versehen. Nur auf diese Perlensorte bezieht sich die Produktivgenossenschaft der Hohlperlenerzeuger in Gablonz.
Milchglas: opak weißes Glas, das durch Zusatz von Zinnoxyd erzeugt wird. Als Porzellanersatz vor allem im 18. Jh. beliebt.
Millefiori: (ital. = Tausend Blumen) Glasdekorationstechnik, bei der Glasstangel in Bündel zu einem Stab zusammengeschmolzen und nach Erkalten in Scheiben geschnitten und in einer (meist farbigen) Glasmasse eingeschmolzen werden.

Millefioriglas der Hessenglas GmbH in Oberursel-Stierstadt
Millefioriglas der Hessenglas GmbH
in Oberursel-Stierstadt

Muffelofen: Als Muffelofen oder Muffel wird seit dem 18. Jahrhundert auch ein speziell für den Farbbrand von Aufglasurfarben konstruierter Ofen bezeichnet, bei dem die Brandgase („der Rauch“) und die aufgewirbelte Asche aus der Brennkammer nicht in Berührung mit dem Glas kommen können, sondern außen, entlang der abgedichteten Wände einer getrennten Brandgutkammer und schließlich durch einen Abzug abziehen. Diese Kammer wird durch die Wände hindurch auf bis zu 800 °C erhitzt, so dass die Aufglasurfarben – auch Muffelfarben genannt – in das Glas einsinken. Ein gesonderter Abzug auf der Oberseite lässt die Dämpfe der Farb- und Lösungsstoffe aus dieser Kammer entweichen.



Nodus: (lat. = Knoten). Verdickung des Pokal- oder Kelchglasstiels, die dazu dient, das Gefäß besser halten zu können.



Oertel: siehe Radstuhl.
Oertelpacht: in der Regel verpachtete der Schleifmühlenbesitzer die einzelnen Arbeitsplätze mit Schleifsteinen (Oertel) an die Schleifer.
Ofendrücker: Arbeiter, der zur Erhitzung der Druckstange einen Druckofen verwendet.
opak: undurchsichtig
Opalglas: opakes durch Zusatz von Fluorverbindungen erzeugtes Glas. Sie können bei unterschiedlichen Temperaturen oder Temperaturbehandlungen ihre Opazität bis zur partiellen oder kompletten Transparenz verlieren, behalten aber ihren Farbton. Typisches Beispiel dieser Eigenschaften sind die Jade- und Lapisjugendstilgläser der Firmen Josef Riedel in Unterpolaun, Carl Riedel in Josefsthal sowie die Hyalith- und Lithyalingläser von Friedrich Egermann in Bottendorf bei Haida.
»Optisch« geblasenes Glas: Das Glas wird in einer gerillten oder gewellten Form vorgeblasen und dann "frei" fertig geblasen. Dabei passen sich die Oberflächenstrukturen der Form an.


Paterlein: etymologisch von Rosenkranzperle (pater noster) abgeleitet, bezeichnet Perlen allgemein.
Pokal: (lat. poculum = Trinkgefäß) Weinglas mit Fuß, Stiel und Kuppa, die mit Deckel verschlossen wird. Dieser war wichtig, um den stark gewürzten Weinsorten ihr Aroma zu bewahren. Leider sind diese Deckel bei älteren Pokalen häufig verloren gegangen. Da sie stets Teil der Gesamtkomposition eines Glases sind, wirken diese Gläser ohne Deckel oft unvollkommen.
Pokal handgeschliffen der Hessenglas GmbH Oberursel
Pokal der Hessenglas GmbH

Pressglas: industriell hergestelltes Glas. Die Glasmasse wird in Metallformen eingepresst, wobei sich das Negativrelief der Pressform als Positiv auf der Glasoberfläche eindrückt. In Deutschland seit 1850 weit verbreitet.
Punktieren: Mit einer Radiernadel werden kleine, zu Mustern oder Bildern geordnete Punkte auf die Glaswandung  eingehämmert oder gestippt.


Quetscher: Arbeiter, der das Schließen und Öffnen der Formzange besorgt; vgl. auch "Ofendrücker".


Radstuhl: (= Oertel) Arbeitsplatz mit wasserbetriebenem Schleifstein.
Redlhammerperle: in einem maschinellen Pressverfahren aus einer porzellanartigen opaken Masse gefertigte Perlen.
retikuliertes Glas: Glas mit einem netzartigen Muster.
Rocaillesperle: maschinell erzeugte Sprengperle, meist sind nur die Schmelzperlen kleinerer Größe gemeint.
Römer: Bezeichnung, die vermutlich zuerst in Köln geprägt wurde. Sie bezog sich zunächst auf die nachgeahmten römischen Gefäße, die man von 15./16. Jh. an in diesem Gebiet reichlich fand. Man versteht darunter ein Trinkglas mit sich verjüngendem Hohlfuß, der in einem Hohlschaft übergeht, auf dem eine kleine kugelige Kuppe sitzt, deren Rand eingezogen ist. Je nach Gegend ändern sich die Proportionen von Fuß, Schaft und Kelch. Aus diesen kann man Rückschlüsse auf zeitliche und örtliche Entstehung ableiten.
Rondieren: alte venezianische Technik, bei der in einer Pfanne oder Trommel unter Hitze (Feuerpolieren) eine glänzende Oberfäche erzeugt wird.

Bonboniere royalit der Hessenglaswerke
Royalit-Bonboniere
der Hessenglaswerke


Royalit-Glas: Glasfarbe aus seltenen Erden geschmolzen.  Farbgebend ist das Neodymoxid in Verbindung mit Selen. Royalit hat die Eigenschaft, je nach Lichttemperatur die Farbe von "rot-violett" zu grau zu wechseln. Die Farbveränderung ist dabei weniger stark ausgeprägt als bei den Alexandrit- und Heliolit-Gläsern.
Rubin- oder Rotätze: neben der Gelbbeize gibt es die R., ein Verfahren in der Hohlglasveredelung, bei dem der Maler Kupfer mit einer neutralen Trägersubstanz (z.B. rotem Ocker) zu feinem Pulver zerreibt. Den mit Wasser angerührten Brei streicht man mit dem Pinsel gleichmäßig (damit keine Flecken entstehen) auf das Hohlglas oder Teile davon. Nach dem Trocknen "brennt" er das Glas im Muffelofen. Beim ersten Brand färbt sich das Glas grün. Beim zweiten (diesmal reduzierten) Brand verwandelt sich das Oxyd in Metall und erzeugt auf dem Glas die rubinrote Farbe als hauchdünne Schicht. Erfinder des Verfahrens war Friedrich Egermann im nordböhmischen Haida. Rubinglas: durch Gold- oder Kupferzusatz gefärbtes Glas.

Vase mit Rotätze, handgeschliffen und -graviert, Kristallglas GmbH Oberursel, Design: Franz Burkert
Vase mit Rubinätze, handgeschliffen und -graviert,
Design: Franz Burkert für Kristallglas GmbH Oberursel



Säurepolitur: Poliertechnik im Säurebad, die bei Glasoberflächen mit Musterschliff bzw. -schnitt angewandt wird. Die verwendeten Säuren variieren je nach Härtegrad des Glases (bspw. Kristallglas oder Bleikristall, etc.).
Schinden: Arbeit der Hüttenarbeiter in den Pausen auf eigene Rechnung. Typische Objekte sind figürliche Glasarbeiten.
Schliff: Dekorierungstechnik, durch die größere Glasstücke aus dem fertigen Glasgefäß geschliffen werden. Dabei wird das Glas mit der Hand frei gegen die rotierende größere Eisenscheibe (sog. Zeug) gehalten. Schleifen: Glätten der unebenen Stellen der Glasoberfläche. Als Schleifpulver dient Schmirgel.
Schmalte: Kobaltschmelze zum Blaufärben von Gläsern. Schmelz: 1. bei der Glasformung das erweichte formbare Glas. 2. die Produktgruppe der Schmelzperlen.
Schmelzperle: vgl. Coupéperle.
Schnitt: (= Gravur) Ähnlicher Vorgang wie beim Schliff. Das Glasobjekt wird aber gegen eine kleinere rotierende Kupferscheibe gehalten. Es entstehen feinere Dekorierungen als bei dem Schliff.
Schürer: Arbeiter, der für das Schüren - die Unterhaltung des Feuers - der Schmelzöfen zuständig ist.
Schwarzlot, Schwarzlotmalerei: Mit gebranntem Kupfer versetztes leichtflüssiges Bleiglas. Seine Farbe variiert zwischen dunklem und hellem Braunschwarz. Mit dieser Masse wird das Glas bemalt, dunklere und hellere Partien werden durch Radieren herausgearbeitet und dann dem Glas im Brennofen aufgeschmolzen.

Parfümflakon der Kristallglas GmbH Oberursel mit Schwarzlotmalerei von Willi Hergesell
Parfümflakon mit Schwarzlotmalerei
Design: Franz Burkert
(Kristallglas GmbH, Oberursel)

Silberglas (Bauernsilber): Hohlgefäße, die auf der Innenseite versilbert werden. Ab etwa 1880/90 verstärkt hergestellt, vorallem in Böhmen. Sprengperle: wird gewonnen, indem Glasröhren am Sprengzeug in kleine Bissel (Stücke) gesprengt werden. Dazu wird die Glasröhre mit einer Stahlscheibe, Feile oder Diamant angeritzt und anschließend mit einem kalten Gegenstand berührt, so dass sie dort, wo sie geritzt ist, bricht.
Stangenglas: Sammelbegriff für Rohglas in Stangenform.


Stengl: Einz einzelnes Stangenglas als Rohmaterial zur Arbeit am Drückofen.


Technisches Glas: Für Lampen, Kfz- und Flugzeugindustrie, Kolben, Röhren und anderes Laborgerät.
Temperofen: Ofen in dem die Werkstücke nach der Formgebung langsam abkühlen können. Bei einfachen Öfen des 19. Jh. oft eine Kammer an, bzw. in der Außenwand des Schmelzofens (Abkühlhafen). Heutige Temperöfen erlauben eine elektronische Regulierung mit einem langsamen absenken der Temperatur.
transluzid: durchscheinend
transparent: durchsichtig


Überfangglas: ein Ü. besteht aus einer farbigen Außenwand, die über einer inneren farblosen liegt oder umgekehrt. Überfangglas ist meist geschliffen.

Parfümflakon und -zerstäuber mit farblosem Kristallglas innen blau überfangen; Design: Franz Burkert, Kristallglas GmbH Oberursel
Kristallglas farblos, innen blau überfangen
Design: Franz Burkert ca. 1958, Kristallglas GmbH
Oberursel (Rohglas: Hessenglas)


Uranglas wurde vermutlich von Josef Riedel in Nordböhmen erfunden, der zwei Arten dieses Glases mit dem Namen seiner Frau benannt hat (vgl. Annagelb und Annagrün). Das früheste datierte Glas aus Uranglas trägt die Jahreszahl 1834 und befindet sich in der Sammlung Lesser in Karlsruhe.


Waldglas: durch eisenhaltige Rohstoffe grünlich oder bräunlich gefärbtes Glas, das oft auch Spuren von Verunreinigungen erkennen lässt.
Wannenöfen (Wanne): Meist großvolumige Glasöfen der industriellen Massenproduktion, unterteilt in Schmelzwanne und die Arbeitswanne mit Entnahmezone mit manueller oder mechanisierter bzw. automatisierter Entnahme mittels Speisevorrichtung zur weiteren Verarbeitung. Der Vorteil der gegen die aggressive Schmelze hervorragend ausgekleideten Wannenöfen liegt darin, dass sie gegenüber den herkömmlichen Hafenöfen eine kontinuierliche Produktion in großen Stückzahlen ermöglichen, weil sie nahezu ununterbrochen in Betrieb bleiben.


Zinnasche (Zinnoxyd): ergibt als Beimischung zum Gemenge bzw. Glasschmelz eine weiße Trübung.
Zinnpolieren: Polieren von Glas mit Flächenschliff auf einer Zinnscheibe.
Zwinkerschere: aus einem Stück gearbeitete, metallene Schere zum Abtrennen und Formen der aufgenommenen Glasmasse.


Fotos © Copyright: O. Rapp

Quellen:

Dönch, Udo: Das Stangenglas und seine Weiterverarbeitung, Zwiesel 1972
Gangkofner, Ilsebill: Aloys F. Gangkofner - Glas und Licht -, Prestel Verlag München 2009
Museum für Kunsthandwerk Frankfurt am Main, Europäisches und Außereuropäisches Glas, Frankfurt 1973

Nachtigall, Walter u.a.: Glas, Verlag der Wirtschaft, Berlin 1988
Spiegel, Walter: Farbenglas und Überfang, Antiquitätenzeitung 2005 Nr. 13
Vierke, Ulf: Die Spur der Glasperlen, Bayreuth 2006





letzte Aktualisierung: 20. Juli 2010, OR