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                                        Gürtlerei und Schmuckfabrikation Franz Stumpe, Oberursel (Taunus)                             Produkte

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Franz Stumpe
Oberursel (Taunus)










frühe Visitenkarte von Franz Stumpe



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Gürtlergenossenschaft Gablonz




Katalog zur Strass-Kollektion vür Varieté und Theater in 6/1977
Katalog Strass-Kollektion 6/77
für Varieté und Theater

Gablonzer Bijouterieartikel der Gütlerei Franz Stumpe, Oberursel



Familie Franz Stumpe (1904-1986) kam aus Luxdorf (Kreis Gablonz) im Sudetenland. In Böhmens nördlichem Teil war in und um Gablonz die bedeutende und weltbekannte Schmuckwarenherstellung beheimatet.

Nach erfolgreichem Abschluss einer kaufmännischen Lehre folgten für Franz Stumpe berufliche Stationen als Mustermacher und Expedient von 1922-25 bei dem Exportunternehmen Leopold Kohn (Gablonz a/N) und in den Jahren 1925-26 als Leiter der Kristallerieabteilung der Fa. Thiel und Rhode in Gablonz a/N.  Das Gütlerhandwerk erlernte Franz Stumpe im elterlichen Betrieb von Adalbert Stumpe, wo er Anfang 1930 seinen Gesellenbrief erhielt. Von 1934 an baute Franz Stumpe einen eigenen Gürtlereibetrieb in Luxdorf 71 auf.

Der Kriegsdienst von 1940-45 trennte Franz Stumpe die meiste Zeit von seiner Frau Luise (1906-1980, geb. Gärtner, Tochter des Strumpffabrikanten Engelbert Gärtner) und den vier Töchtern, die er nach der Enteignung und Vertreibung seiner Familie erst nach Ende seiner Kriegsgefangenschaft 1946 im nordhessischen Lauterbach wiederfand. Die Familie Stumpe schloss sich einer ebenfalls zunächst in Lauterbach gestrandeten Gruppe von Glasfachleuten um Josef Mitlehner aus dem oberen Kamnitztal an, die den Wiederaufbau der Glasindustrie in Oberursel (Taunus) vorantrieb.

In Oberursel fanden Franz Stumpe und seine beiden Compagnons Heribert A. Anders (Werkzeugmacher) und Othmar Preissner (Stahlgraveur) zueinander, mit dem Ziel auch die heimatliche traditionelle Schmuckwarenerzeugung zu etablieren. Die drei Familien wohnten zunächst möbliert im Hotel Schützenhof, wo bereits mit einfachsten Mitteln die Produktion aufgenommen wurde. Die drei Compagnons stellten zunächst Schmuck her aus den im Müll und Abfall vorgefundenen Kriegsmaterialien wie Kupferstücke, Patronenhülsen u.s.w. Man fertigte  unter schwierigsten Umständen z. B. Kämme für die Damenfrisur aus Kupfer.

Auf Vermittlung des sehr um die Neuansiedlung der Gablonzer Glasfachleute und Ihrer Industrie bemühten Bürgermeisters Heinrich Kappus erwarb Franz Stumpe 1949 ein sumpfiges Gelände (Am Borkenberg) am Urselbach, wo die Produktion zunächst in einer Baracke ausgeweitet werden konnte. Nach den gemeinsamen Aufbaujahren spezialisierten sich die drei Unternehmensgründer in ihren jeweiligen Hauptberufen und teilten das Unternehmen. Heribert A. Anders gründete einen Werkzeug- und Maschinenbaubetrieb in Bad Homburg v.d.H.; Othmar Preissner zog mit seiner Gravurwerkstatt um in Räumlichkeiten an der Homburger Landstrasse.

Mit großem Fleiß gelang es der Familie Stumpe, die Schmuckwarenherstellung erfolgreich zu betreiben und auszubauen. Franz Stumpe beschäftigte bis zu 30 Arbeitnehmer; ab 1954 erfolgte ein Neubau der Wohn-, Geschäfts- und Werkstatträume am Borkenberg.

Die Schmuckwaren waren in aller Welt gefragt. Man belieferte Kunden in Amsterdam, Stockholm, Paris und London und im übrigen Europa, ja sogar in Südamerika. Auf internationalen Messen präsentierte man den Schmuck aus Oberursel.







erste Produkte nach der Währungsreform: aus Draht gebogene Teeglashalter
Erste Produkte nach der Währungsreform:
aus Draht gebogene Teeglashalter



(©Foto: Oliver Rapp)

Das Angebot war inzwischen erweitert worden. Man hatte sich spezialisiert auf besonderen Schmuck, z.B. Diademe für Auftritte von Bühnenkünstlern, Artisten, Zauberkünstlern und Showstars.

Einer der letzten Kunden war der bekannte österreichische Künstler André Heller, der den von ihm gewünschten und von Franz Stumpe gefertigten Schmuck persönlich bei Franz Stumpe am Borkenberg in Empfang nahm.

Das Bijouteriegeschäft (Modeschmuck) litt inzwischen infolge des Billigpreisangebots aus Asien; viele einheimische Hersteller hatten darunter zu leiden.

Franz Josef Stumpe jedoch war bis in hohe Alter in seinem Unternehmen tätig.



Quellen: 
Lisbeth Gaigl, Christa Riesberg und Gudrun Ruppel, jeweils Oberursel
sowie Margot Melin, Sollentuna, Schweden (Töchter von Franz Stumpe)

Rudolf Riesberg, Oberursel














(Fotos zum Vergrößern bitte anklicken)


Wohnsitz und Gürtlereibetrieb der Familie Stumpe in Luxdorf 71 (Kreis Gablonz)
Wohnhaus der Familie Stumpe und angegliederter
Gürtlereibetrieb in Luxdorf 71 um 1938



Kaufleute aus Gablonz


Marlène Charell mit Strass-Kollektion von Franz Stumpe, Oberursel
Marlène Charell mit Strass-Kollektion
von Franz Stumpe, Oberursel


Quelle Fotos: Lisbeth Gaigl


 



letzte Aktualisierung: 30. März 2011, OR